Bernhard Letterhaus ist neben Nikolaus Groß der bedeutendste Vertreter des Kölner Kreises. Außerdem war er im Berliner Widerstand beheimatet und eine Klammer zwischen beiden. Er wurde am 10.7.1894 in Wuppertal-Barmen als Sohn eines selbständigen Schusters und Lebensmittelgeschäftsinhabers geboren. Nach Besuch der katholischen Volksschule machte er eine Lehre als Bandwirker und besuchte anschließend die Preußische Fachschule für Textilindustrie in Barmen. Von 1914 bis 1918 war er Soldat.
1919 wurde er in Barmen Parteisekretär der Zentrumspartei, ab 1920 in Düsseldorf Verbandssekretär im Zentralverband christlicher Textilarbeiter. Abends besuchte er die Staatliche Fachschule für Wirtschaft. 1927 wechselte er als Verbandssekretär zum Westdeutschen Verband der katholischen Arbeitervereine in Köln. In seiner Arbeit betonte er die Bedeutung der Tarifverträge, der Christlichen Gewerkschaften, der Betriebsräte.
1928 wurde Letterhaus für das Zentrum in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt und im April 1932 in den Fraktionsvorstand. Er bejahte die schwarz-rote Koalition Preußens und schätzte die SPD als Koalitionspartner des Zentrums. Doch nahm er ihr im Juli 1930 übel, den Notverordnungen Brünings nicht zugestimmt und so die Auflösung des Reichstags erzwungen zu haben. Er warf ihr vor, mit den Feinden des "Volksstaates", wie er die Demokratie bezeichnete, den Kommunisten, Nationalsozialisten und "Hugenberg-Deutschnationalen" zum entscheidenden Stoß gegen die Reichsregierung angesetzt zu haben. Später allerdings lobte er sie für ihre Tolerierungspolitik und zeigte damit, dass er sich nicht prinzipiell von der Zusammenarbeit mit ihr abgewendet hatte.
Neben den Kommunismus als politischen und weltanschaulichen, langjährigen Hauptgegner trat für Letterhaus ab 1930 der Nationalsozialismus. Schon vor dem Wahlsieg der NSDAP September 1930 warnte er bei einer Rede auf dem Münsteraner Katholikentag Anfang vor Anfang des Monats. "Falsche Propheten mit einem Kreuz auf der Fahne, das aber nicht das Zeichen des Welterlösers ist, ziehen durch Städte und Dörfer. Sie verwüsten die Herzen des leidenden Volkes". Nach der Wahl präzisierte er seine Deutung der NSDAP als Noterscheinung: "Die Kurve der Nationalsozialisten stieg auf einer Fiebertafel steil bergan. Nur in Notzeiten kann die Saat, die von dieser verantwortungslosen Gruppe ausgestreut wurde, so in die Halme schießen... ." Gegen die SA und andere Parteikampftruppen forderte er am 24.3.1931 im Landtag wegen der "Organisierung der Gewaltmethoden mit aller Entschiedenheit den Einsatz der staatlichen Macht". "Es wäre staatlicher Selbstmord, wenn hier nicht mit aller Entschiedenheit eingegriffen würde." In der folgenden Zeit bis zum Sturz des Zentrumsreichskanzlers Heinrich Brüning schärfte Letterhaus den Blick für die Gefährlichkeit des Nationalsozialismus für den Bestand der Weimarer Republik. Besonders richtete er sein Augenmerk auf ihre Verbindung mit dem deutschnationalen Parteichef Hugenberg, die er für eine große Gefahr für die sozialen Errungenschaften der Weimarer Republik hielt. Um ihren Anspruch als Arbeiterpartei zu diskreditieren, stellte er im September 1931 in der WAZ heraus, dass die NSDAP durch Banken und Industriekreise finanziert werde. "Der dunkle Schatten Hugenbergs fällt jetzt nicht mehr auf deutsche Lande", kommentierte er erleichtert den Wahlsieg des Kandidaten der Weimarer Parteien, Hindenburg.
Kurz nach dem Rücktritt Brünings warnte er am 11.6.1932 im preußischen Abgeordnetenhaus die Nationalsozialisten: Sie "wollen bewusst keine Partei, wollen nicht Teil sein, sondern sie wollen herrschen. Sie kämpfen gegen den Parteienstaat, und was sie aufrichten wollen, ist der Parteistaat. … Niemand weiß von uns, wie lange noch Gelegenheit geboten ist, frei vor der Nation zu reden".
Doch nach dem Regierungsantritt Papens, den er als ehemaliges Zentrumsmitglied des rechten Parteiflügels für den Sturz Brünings verantwortlich machte und dem er eine sozialreaktionäre Politik vorwarf, modifizierte Letterhaus in Übereinstimmung mit der Parteiführung und dem ihr zugehörigen KAB-Vorsitzenden Joseph Joos seine Linie gegenüber der NSDAP. Er trug - wie auch die WAZ - den Kurs des Zentrums mit, mit der NSDAP Koalitionsverhandlungen zu führen, um Papen, den er für den Wahlsieg der NSDAP vom 31.7.1932 verantwortlich machte, zu stürzen oder zumindest unter Druck zu setzen. Doch bevor die schleppenden Verhandlungen Ergebnisse zeigten, wurde Papen durch den General von Schleicher als Reichskanzler abgelöst.
Am 31. Januar 1933 wurde Letterhaus wie die Zentrumsführung von der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler überrascht. Im Wahlkampf für die Märzwahlen wurde er wegen einer öffentlichen Rede in Hamm Ende Februar zwei Mal verwarnt. Als dann die Diskussion um das Ermächtigungsgesetz anstand, entwarf er auf einer Konferenz der KAB-Sekretäre ein düstereres Zukunftsbild für den Fall einer Zustimmung des Zentrums und setzte eine Resolution durch, die die Ablehnung forderte und alle Abgeordneten aus der KAB binden wollte. Damit scheiterte er, denn sie beugten sich letztendlich auch der Fraktionsdisziplin und stimmten zu.
Mitte Mai 1933 stand auch für Preußen ein ähnliches Ermächtigungsgesetz an. Letterhaus setzte sich mit seiner Minderheitsmeinung, ein solches Gesetz abzulehnen, in der preußischen Zentrumsfraktion nicht durch. Sie glaubte in ihrer großen Mehrheit den Versprechungen des preußischen Ministerpräsidenten Göring, die Zentrums-Beamten weiterzubeschäftigen oder an den Ausführungsbestimmungen der Gesetze mitwirken zu können. Letterhaus wollte aber nicht zustimmen und blieb dann der Abstimmung am 18.5.1933 fern.
In der Folgezeit konzentrierte sich Letterhaus auf die Arbeitervereine. Er beteiligte sich in den folgenden Jahren an der Organisation der großen Wallfahrten und Glaubensfahrten der Verbandsleitung nach Mainz, Münster, Köln, um den Mitgliederschwund angesichts der Doppelmitgliedschaftsverbote der Deutschen Arbeitsfront (DAF) zu stoppen und ein Zeichen der Selbstbehauptung zu setzen, deren politischen Demonstrationscharakter Nichtkatholiken und auch die Nationalsozialisten begriffen.
In der KAB-Arbeit wollte Letterhaus erst den Oppositionskurs fortsetzen, merkte aber bald nach der Märzkundgebung der Fuldaer Bischofskonferenz 1933, dass dies angesichts ihres Kurses nicht ging. Die bald einsetzenden Verhandlungen zum Reichskonkordat lehnte Letterhaus ab, denn er hielt sie für eine Stabilisierung der NS-Regierung von außen, der er keine lange Lebensdauer zusprach, da sie an den wirtschaftlichen Schwierigkeiten und ihrer Inkompetenz bald scheitern werde. Mit seiner negativen Bewertung des Reichskonkordates hielt er sich auch gegenüber der hohen Geistlichkeit nicht zurück. Auch nachdem er seinen Irrtum über die Lebensdauer der NS-Regierung einsehen musste, kritisierte er den vorsichtigen, um einen modus vivendi bemühten Stil der Bischöfe und forderte von ihnen, sie sollten öffentlich wirksam gegen die NS-Zwangsmaßnahmen gegen katholische Organisationen protestieren. Sein Engagement für einen standfesteren Kurs gegenüber dem NS-Regime führte Letterhaus gemeinsam mit dem Generalsekretär des KAB-Reichsverbandes H.J. Schmitt im Februar 1934 zu Gesprächen nach Rom zum persönlichen Sekretär von Staatssekretär Pacelli, dem deutschen Jesuiten Leiber, dem sie von der Lage in Deutschland berichteten. Im Oktober 1935 richtete er, diesmal mit Joos, wieder einen Hilferuf an Leiber wegen der Nachgiebigkeit der Bischöfe bei den Verhandlungen mit Reichskirchenminister Kerrl über die Ausführungsbestimmungen des Reichskonkordats. Der Episkopat stünde tatenlos da, jede der "nicht wenigen" Nachgiebigkeiten würde mit neuen Schlägen beantwortet statt honoriert zu werden. Der Episkopat gehe einen halben Schritt vorwärts und zwei zurück, da er noch immer annehme, Hitler sei "anders".
Die Enzyklika "Mit brennender Sorge" 1937 begrüßte Letterhaus daher als Befreiung. Seine Kritik an hohen Geistlichen gab er auch in der Folgezeit nicht auf. Dem Kölner Generalvikar David sagte er einmal, dass man von den deutschen Bischöfen eine festere Haltung gegenüber dem NS-Regime erwarte und prophezeite ihm offene Vernichtungswut und Konkordatsbrüche der Nationalsozialisten.
Im Unterschied zu einigen seiner Mitstreiter erkannte Letterhaus die Bedeutung des sog. Röhm-Putsches vom 30.6.1934 als Beseitigung des Rechtsstaates. Der von ihm bewunderte Brüning floh nach Holland, wo Letterhaus ihn in den folgenden Jahren, als einziger bis 1939, trotz des zunehmenden Risikos öfter besuchte. Brüning schätzte ihn als Tapfersten und Unbeugsamsten und als "besten Beurteiler der Lage". Über ihn hielt Letterhaus Kontakt zur katholischen Arbeiterinternationale in Holland und der Schweiz.
Schon früh knüpfte er Kontakte zu anderen Oppositionellen. Die Anfänge des so entstehenden Kölner Kreises lagen in Gesprächsrunden von KAB- und Kolping-Vertretern, ehemaligen Christlichen Gewerkschaftern, Zentrumspolitikern im Kettelerhaus. Seit Januar 1934 traf er sich auch mit "freien" Gewerkschaftern wie Hans Böckler und Karl Katzer im Deutschen Haus in Köln. Über Kaiser lernte Letterhaus eine, dem Kölner Kreis zuzurechnende, Gruppe in Düsseldorf kennen, der u.a. Karl Arnold, der spätere Ministerpräsident von NRW, angehörte und mit dem er später sich mehrmals beriet. Diese Düsseldorfer Gruppe trat 1936 in Verbindung zu General von Hammerstein, einem oppositionellen und als arbeiterfreundlich geltenden Militär, der seinerseits mit Carl Goerdeler in Kontakt stand.
Der ehemalige deutschnationale Leipziger Oberbürgermeister war am Versuch konservativer Kreise beteiligt, eine Verschwörung gegen Hitler aufzubauen. Seit März 1938 hatte auch Letterhaus selbst Beziehungen zu Goerdeler. Daher enttäuschte ihn das Nachgeben der Alliierten in München. In dieser Zeit lernte Letterhaus auch Oberst Oster von der Abwehr kennen, der an den frühen Putschplänen beteiligt war. Der katholische Berliner Rechtsanwalt Joseph Wirmer, der dem Goerdeler-Kreis angehörte, vermittelte ihm und Kaiser den Kontakt.
Einige Tage vor Kriegsausbruch, am 26.8.1939, wurde Letterhaus zur Wehrmacht einberufen. Mit Freunden diskutierte er, ob er dem Stellungsbefehl Folge leisten solle, denn er fragte sich, ob die Teilnahme am bevorstehenden Krieg mit dem christlichen Gewissen vereinbar sei. Er ging schließlich gegen seine innerste Überzeugung, als ihn seine Gesprächspartner auf die Gefahr negativer Folgen für seine Familie und die KAB hinwiesen. An die Niederlage im Krieg glaubte er wegen der ungleichen Kräfteverhältnisse von Anfang. 1940 nahm er als Leutnant am Frankreichfeldzug teil, 1941 als Oberleutnant am Russlandkrieg. 1942 gelang es seinen Freunden im Widerstand, seine Versetzung nach Berlin zur Abwehr ins Oberkommando der Wehrmacht durchzusetzen. Daran war u.a. auch Brüning beteiligt. Nach Brünings Meinung zählte Letterhaus zu den fähigsten politischen Köpfen. Letterhaus wurde als Hauptmann der Reserve Presseoffizier und war damit für die Auswertung der ausländischen Presseberichte über den Krieg zuständig. Damit gehörte er zu den gut informierten Kreisen über die wahre Kriegslage und gab sein Wissen an Kaiser, Wirmer, Leuschner, Goerdeler und andere im Berliner und seine Freunde im Kölner Kreis weiter.
Nach seiner Versetzung nach Berlin versuchte der Jesuit Alfred Delp Letterhaus vom Berliner Kreis abzuwerben und für den Kreisauer Kreis um den Grafen Helmuth. J. von Moltke zu gewinnen. Bei einer Konferenz zur Männerseelsorge beim Bischof von Fulda 1942 warnte er Letterhaus' Freund Nikolaus Groß vor dem angeblich reaktionären Goerdeler. Diese Warnung löste Missstimmigkeiten aus, führte aber letztlich zu einer Aussprache zwischen den katholischen Mitgliedern des Berliner und des Kreisauer Kreises, die zum besseren Verständnis beider Gruppen beitrug.
Die Beratungen der Widerstandsgruppen, in denen Letterhaus mitwirkte, zielten in zwei Richtungen. Zum einen ging es um Personalfragen für die Zeit nach erfolgtem Putsch und zum anderen um inhaltliche Vorstellungen für ein Deutschland nach Hitler. Letterhaus beschrieb seine Bereitschaft, im Widerstand mitzuwirken, mit den Worten, er sei zum Hochverrat jederzeit bereit, nicht aber zum Landesverrat. Nach längeren Diskussionen akzeptierte er auch die Notwendigkeit des Tyrannenmordes und war auch in groben Zügen über die Absichten der oppositionellen Militärs unterrichtet.
Mindestens ebenso sehr wie an den Überlegungen des Berliner Kreises war er an den Gesprächen in Köln beteiligt, wo er auch einige Male Delp traf. Die demokratische Staatsform war Letterhaus als Mitglied des Kölner Kreises selbstverständlich; er diskutierte hauptsächlich über die Form der von ihnen gewünschten Partei. Als Modelle waren eine Partei der Arbeit(er) oder eine überkonfessionelle Partei aller Bevölkerungsschichten im Gespräch. Der letzte Gedanke näherte sich den Ideen des Goerdeler-Kreises von einer Volksbewegung und entsprach den alten Vorstellungen von 1920 des ehemaligen Christlichen Gewerkschafts-Vorsitzenden Adam Stegerwald, der eine solche Partei anstelle des Zentrums vergeblich vorgeschlagen hatte. Letterhaus dürfte eine Parteiendemokratie vorgeschwebt haben, denn in seinem Prozess vor dem Volksgerichtshof (VGH) wurde sein Denken als "parlamentarisch befangen" bezeichnet. Er erklärte, dass an die Stelle der NSDAP eine "möglichst viele Gruppen umfassende Volksbewegung mit dem Bekenntnis zum Christentum treten" solle.
Auch am zweiten Schwerpunkt der Tätigkeit beider Kreise, der Personalplanung, war Letterhaus maßgeblich beteiligt. Die Berliner stimmten sich bei ihren Personalüberlegungen für die Zeit nach Hitler mit den Kölnern ab, die für sie ein wichtiges, kaum von der NS-Ideologie infiziertes Personalreservoir stellen konnten. Das hatte schon 1941 der damalige Kopf des militärischen Widerstandes und designierte Reichsverweser (eine Art Reichspräsident), Generaloberst Ludwig Beck in einem von General von Hammerstein vermittelten Treffen mit Verbandspräses Otto Müller positiv überrascht festgestellt. Gerade in diesem weiteren Kreis der politischen Verschwörer, die die Politiker vor Ort stellen sollten, spielten die Vertreter des politischen Katholizismus eine Hauptrolle - wie die Gestapo nach dem 20. Juli ermittelte. Zur Abstimmung weilten Goerdeler und Wirmer z.B. im Herbst 1943 im Kettelerhaus und trafen u.a. Präses Dr. Otto Müller, Letterhaus und Groß, um eine Personalliste zu erstellen, wie sie die Militärs als Voraussetzung für ihren Putsch verlangten. Auch Letterhaus stand auf einer solchen Liste.
Am 25. Juli wurde er abends in seiner Dienststelle verhaftet. Am 25.8. stieß ihn der sog. Ehrenhof der Wehrmacht ebenso wie die übrigen Verschwörer aus der Wehrmacht aus. Er wurde in der Ermittlungszentrale zum 20 Juli, im KZ Fürstenberg verhört, wobei er anders als andere keine Mitverschwörer belastete. Danach wurde er nach Berlin-Tegel verlegt und durfte nun Briefe an seine Frau schreiben. Sie erreichten sie allerdings erst nach seinem Tod, so dass er bis zu seiner Hinrichtung keine Nachricht mehr von seiner Familie erhielt und in der Ungewissheit um ihr Schicksal sterben musste. Am 13.11.1944 stand er vor dem berüchtigten Präsidenten des VGH, Roland Freisler, und wurde innerhalb einer Stunde aufgrund der Anklage zum Hochverrat zum Tod, Ehrverlust und Vermögenseinziehung wegen aktiver Beteiligung an den Vorbesprechungen des Anschlages verurteilt. Er hatte den Mut zu bekennen, dass die Verschwörer ihre Pläne "nur durch eine gewaltsame Änderung der Regierung an Haupt und Gliedern" glaubten erreichen zu können. Damit revidierte er die während der Verhöre gemachte Schutzbehauptung, dass er sich aufgrund seiner streng christlichen Einstellung und seiner politischen Einsicht von den militärischen Kreisen distanziert hätte, wenn er gewusst hätte, dass sie auf dem Weg eines Attentates zur Macht kommen wollten.
Nur einen Tag später, am 14.11.1944 wurde Letterhaus in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Das Motiv seines lebensgefährlichen Engagements im politischen Widerstand fand der nationalsozialistische Prozessberichterstatter in Letterhaus' "ultramontaner Einstellung". Mit dem abwertenden Begriff des Ultramontanismus umschrieb er das christliche Verantwortungsgefühl von Letterhaus, der es selbst einmal in einem überlieferten Vortragsmanuskript so formulierte: Es herrschten geistige Grundhaltungen vor, die eine radikale und grundsätzliche Leugnung der christlichen Sittenlehre in sich schlössen. Daraus folgerte er offensichtlich für sich selbst die Verpflichtung, sich persönlich für das Ende des NS-Regimes einzusetzen. Die Gefahr war ihm bewusst, aber gegenüber Versuchen des Berliner Jesuiten Heinrich Klein, ihn von seinen riskanten Vorhaben abzubringen, blieb er fest und zeigte "nie die geringste Anwandlung" von Unsicherheit. In nüchterner Sprache gab er seinem Mitgefangenen Ferdinand von Lüninck einen Tag vor seinem Prozess als sein Vermächtnis mit auf den Weg, dass das Volk nicht vergessen dürfe, dass die Welt "an Lüge und Unrecht und Hass" zugrunde gehe. "Vaterland und Welt können nur gerettet werden und bestehen, wenn im Kleinen und Großen Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe herrschen".
Letterhaus ging aus seiner christlichen Weltverantwortung einen geradlinigen Weg in seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus. In der Ablehnung der Ideologie schwankte er nie, politisch unterschätzte er für kurze Zeit die Nationalsozialisten als wirtschaftspolitische Laien, Demagogen und Erfüllungsgehilfen der sozialen Reaktion. Rasch desillusionierte ihn die Erkenntnis, dass der christliche Anspruch auf Lebensgestaltung und Sinndeutung mit dem totalitären NS-Anspruch kollidierte. Daher mündete sein Bestreben um ein auch öffentlich wirksames christliches Leben in ein Streben nach Befreiung vom System, wobei er letztlich auch das letzte Mittel des Attentates billigte.